Montag, 22. Juli 2013

Gar nicht schwach, sondern anderStark

Eine wirklich schöne Frau strahlt immer auch von Innen heraus, weil sie sich selbst und das Leben ganz einfach liebt. Schönheit und pulsierende Lebensfreude, gepaart mit einer körperlichen Behinderung, passt das zusammen? "Ja", lautet die eindeutige Antwort bei anderStark, "unbedingt!" Die Initiatorin des ungewöhnlichen Fotoprojektes, Anastasia Umrik, leidet selbst an einer Muskelschwäche und sitzt seit ihrer Kindheit im Rollstuhl. Sich selber bemitleiden, das kommt für die 26-jährige gebürtige Ukrainerin allerdings nicht in Frage. Mit aller Kraft, die "nicht (nur) in den Muskeln sitzt", erkämpft sie sich ihre eigene Normalität, studiert und versorgt sich weitestgehend selbst in der eigenen Wohnung. Ihre Ziele? Vielleicht Bücher schreiben oder weitere Projekte wie eine Wanderausstellung planen. Und natürlich viel Zeit mit der Familie verbringen.

anderStark Initiatorin Anastasia Umrik

Ihr ganz großer Stolz ist das eigens initiierte Fotoprojekt "anderStark", bei dem Laienmodels im Alter von 3-50 Jahren, die an Muskelschwund leiden und sich in unterschiedlichen Stadien der Erkrankung befinden, hochprofessionell und sehr ästhetisch abgelichtet wurden. Eine gewisse Provokation ist hier erlaubt, aber vor allem soll es darum gehen, Berührungsängste und Vorurteile abzubauen und zwei scheinbar so unterschiedliche Welten - die der Gesunden und die der Behinderten - zusammenzubringen. Die Bilder der Fotografen Jessica Prautzsch, Anna-Lena Ehlers, Konstantin Eulenburg und Steffen Gottschling sind hauptsächlich eines: Kraftvoll! Sie brennen sich in das Gedächtnis des Betrachters ein, mal mit leiser Ironie, mal mit einer kleinen Prise Melancholie. 


Festgehalten wurde das Ergebnis dieser einzigartigen Shootings in einem Bildband. Und am 12. Juli diesen Jahres konnte man die Fotografien auch bei der Vernissage im Hamburger Kolbenhof bewundern. Als Rahmenprogramm fand eine kleine, von Charlotte Karlinder moderierte Modenschau statt. Auch hier wurde der Gedanke "Vereinen statt Trennen" beeindruckend umgesetzt, denn die Entwürfe verschiedener Hamburger Designer wurden von behinderten und nicht-behinderten Models vorgeführt. High Heels neben Rollstuhlrädern, ein ganz neues Catwalk-Bild, welches sich jedoch ganz harmonisch zusammenfügte.


Zu meiner großen Freude habe ich unter den verschiedenen Labels auch meine erst ganz frisch entdeckte Hamburger Lieblingsdesignerin Yasemin Kalayci von Twokeys erspähen können. Ihre kleine Kollektion war so atemberaubend schön, dass ich mich ganz unladylike bis in die vorderen Reihen durchgekämpft habe, um auch ja alles mitzubekommen: Ultra-feminine, tragbare Mode aus feinsten Stoffen, und jedes einzelne Modell hatte ganz liebevoll gearbeitete Details mit Hingucker-Effekt- ein Traum!








Eine rundum gelungene Veranstaltung mit einer klaren Botschaft: Alle Frauen, ob mit oder ohne körperliche Defizite, tragen die Fähigkeit in sich, schön und stark zu sein! 


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