Mein kleiner literarisch angehauchter Gefühlsausbruch über die Freuden und Leiden der Liebe hat weitere Mitstreiter im Kampf um friedvolle Co- und selbstgenügsame Mono-Existenzen auf die Barrikaden getrieben. Und ich finde, unser Thema ist heißer als der Disput um mehr Unabhängigkeit, der derzeit wieder Hundertausende von Islamisten auf den Tahrir Platz in Kairo treibt.
Drei Mädels,
Yavi,
Millie und
Coquette (c'est moi), haben sich in bester SatC-Manier zusammengefunden, um über Singlefrust und Beziehungslust zu parlieren. Und nun schließt sich auch noch
Brad Sticks in der Rolle des männerverschlingenden Vamps Samantha an, um uns ganz offiziell zu einer Runde Cosmopolitans einzuladen. Seinen Brief an mich möchte ich Euch natürlich nicht vorenthalten. Have FUN!
Liebe Coquette,
mit deinem Brief an Brad feiert ein Genre Renaissance, das seit vielen Jahrhunderten genau dann bemüht wird, wenn der Literat noch mehr Gefühlsintensität vermitteln möchte als selbst eine allwissende Klatschtante auszudrücken vermag: der Briefroman. Nur hast Du ihn kräftig gerüttelt und sexy geschüttelt! Denn Dein „Bekenntnis eines Nichtsingles“ auf BradSticks hat sie auf den Plan gerufen: Die Kamikaze-Literaten des 21. Jahrhunderts. Schreiberisch motivierte Blogger.
Gegen den Briefwechsel zwischen
Milli,
Yavi und
Dir erscheint
Sophie von La Roches „Geschichte des Fräuleins von Sternheim“ umso mehr als weichgespülter Feminismus der Altvorderen. Und der historische Briefroman von 1771 gilt immerhin als erster deutschsprachiger Roman aus der Feder einer Frau überhaupt. Vergessen wir ihn. Schnell!
Du hast das Genre ge-remixed und deine Blogger-Kolleginnen gleich noch ge-featured wie
David Guetta die Popstars dieser Welt. Und das Ergebnis ist ein Hit!
Du hast quasi Vintage zum Trend gemacht und das Klassische trotzdem um neue Züge erweitert: Wo das Fräulein von Sternheim nämlich noch für ihren moralischen Heroismus verehrt wurde, habt ihr einen herrlich modernen Dialog zwischen
Singles und Nicht-Singles kreiert, der so manch unmoralischen Ansatz zeigt und deshalb absolut herrlich ist.
Statt um bürgerliche Moral geht es um moralisch wertvolle Loyalität gegenüber High Heels; statt Unterordnung führt Milli den Ruf nach Freiheit an und Yavi lässt die stolzen Gockel da draußen wissen, dass sie in allen Lebenslagen ganz gut ohne sie klar kommt.
Als
Daniel Glattauer den Briefroman mit
„Gut gegen Nordwind“ 2006 in einen Email-Roman verwandelte, blieb es bei einem Dialog. Hier, auf Coquettes StylingBlog, Cococucina und BradSticks ist ein Kaffeeklatsch über Männer entstanden, wie ihn
„Sex and the City“ nicht besser hätte schreiben können.
Da ist Carrie alias Yavi, die einen tollen Typen für den Schuh-Sale bei einem Topdesigner sicherlich im Regen stehen lassen würde, in ihrer Mono-Beziehung letztendlich aber doch von einem Mann und vielleicht sogar von einem (durchgestylten) Reihenhäuschen (mit begehbarem Kleiderschrank) träumt; die die Zeit des Single-Seins vor allem dazu nutzt, über diesen Zustand schriftlich und sehr rational zu reflektieren. Und das in wunderschönen Worten und Sprachbildern.
Da ist Miranda alias Milli, die verheiratete Erfolgsfrau, die ihren Weg zwischen Ehe und Karriere immer neu austariert, in der Disco gern im Mini oder in ihrer engen Jeans auftritt und den staunenden Jungs ihren Ehering trotzdem stolz unter die Nase hält. Weil sie zwar stark und unabhängig ist, aber trotzdem nichts dagegen hat, abends in den starken Armen ihres Gatten zu laden.
Da bist du, alias Charlotte, die Dame mit den Mädchenträumen, die wie Milli gern in weißem Tüll auf rosa Wolken tanzt und irgendwann auch einen Ring von
Tiffany's haben möchte: die den rastlosen Singles moralisches Gegengewicht und Reibungsfläche zugleich ist; die Mode liebt aber weiß, dass alle Äußerlichkeit am Ende nur Oberfläche ist.
Und da bin ich, Brad, alias Samantha, alias Lebemann (Bitch?), der –
um gebrochene Herzen zu vermeiden – eigentlich gar keine Beziehung will, sich zwischen Dates und dämlichen Dates trotzdem nach nichts mehr sehnt als einem Prinzen. Und der auf dieser Gratwanderung noch unglaublich gut aussieht, was seine Chancen steigert, wie Samantha am Ende doch in einer tolle Beziehung mit einem
jüngeren Mann zu landen.
Und genau in dieser Rolle habe ich jetzt was zu sagen: Lasst uns einfach mal zusammen saufen, pardon: Cosmopolitans trinken gehen. Und zwar ohne Männer! Unseren unverhofften Aufstieg in den Stand der Briefromanschreiber müsse wir feiern. Dreckig, Alter! Goethe gehörte zu ihnen. Und der hat auch gesoffen! Aber aus den „Leiden des jungen Werthers“ machen wir einfach die Freuden der mittelalten Weibsbilder!
Sorry, I'm a lady – and I need meat:
„Last night, I could not stop thinking about a Big Mac. I finally had to get dressed, go out, and pick up a guy."
Euer BRAD
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